Ehevertrag JA oder NEIN?

Viele von uns denken an die Vorsorge für den Krankheitsfall, das Alter, einen Bausparvertrag, private Altersvorsorge und den Abschluss sämtlicher Versicherungen. Nahezu jeder von uns überlegt genau, welcher Handytarif der Beste ist.

An die Folgen einer Eheschließung und erst recht die einer möglichen Scheidung denken leider immer noch viel zu wenig Menschen. Und dass, obwohl jede 2,5 Ehe wieder geschieden wird.

Woran liegt das?

Auf den ersten Blick erscheint die Antwort einfach: Wer will sich schon vor seiner Hochzeit mit einer möglichen Trennung beschäftigen? Das ist ungefähr so sexy wie mit Mitte 20, 30 oder 40 an ein Testament zu denken. Das schieben wir lieber weit nach hinten, denn „das passiert mir ja nicht.“

Ob Entscheidungen richtig oder falsch sind, entscheidet sich erst in der Zukunft. Stimmt. Aber:
Ich bin davon überzeugt, dass man die Dinge, die man regeln kann, auch regeln sollte. Damit wir eben nicht abwarten müssen, ob die Entscheidung in der Vergangenheit richtig oder falsch gewesen ist.

Die meisten von uns versuchen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen, und Themen wie finanzielle Unabhängigkeit, gleichberechtigte Partner- und Elternschaft boomen aktuell. Leider tut sich aber noch zu wenig auf dem Gebiet der „juristischen Emanzipation!“

In meinen Beratungen höre ich immer wieder Sätze wie: „Hätte ich geahnt, dass …“ Hätte ich gewusst, dass …“

Damit muss Schluss sein!

Die wenigsten wissen, welche rechtlichen Folgen die Ehe überhaupt hat, was die Zugewinngemeinschaft tatsächlich bedeutet und das bei ca. 390.000 Paare, die sich jährlich in Deutschland das JA-Wort geben.

Nur 8 % von ihnen haben einen individuellen Ehevertrag.

Das heißt, 92 % der Verheirateten leben kraft Gesetzes im Güterstand der Zugewinngemeinschaft.

Warum schreckt es so viele Paare ab, über einen individuellen Ehevertrag nachzudenken, ihn abzuschließen oder überhaupt erst mal darüber ins Gespräch zu kommen?

TOP 1: „Ne, wir lieben uns doch, wir brauchen keinen Ehevertrag.“
TOP 2: „Ich habe Angst vor dem Gespräch, sicherlich wird das sehr unangenehm und es kommt zum Streit.“
TOP 3: „Mein Partner/in denkt dann bestimmt, dass ich raffgierig und egoistisch bin.“

Wenn man genauer hinhört – und das tue ich als Mentorin - dann kann man es auf einen Punkt herunterbrechen: UNWISSENHEIT.


Das heißt, fachliche Unkenntnis bzw. Vorurteile. Der Ehevertrag wird – weit überwiegend – als einseitiges Machtinstrument des besserverdienenden oder wohlhabenderen Partners gesehen. Das kann so sein, MUSS, DARF und SOLLTE aber nicht so sein.

Ich bin davon überzeugt, dass wir erst dann gute GESPRÄCHE führen können, wenn wir uns das nötige „Werkzeug“ | „Material“ (fachliche Wissen) dafür verschaffen.

Solange wir keine eigene Klarheit besitzen, wanken wir im Gespräch. Wir werden unsicher, verletzlich, angreifbar und wissen am Ende selbst nicht mehr so genau, was wir eigentlich wollen.

Statistisch gesehen heiraten junge Paare noch immer überwiegend, weil sie eine Familie gründen wollen. Umso wichtiger ist es, gemeinsame Regelungen für die Zukunft aufzustellen. Wenn Kinder im Spiel sind, haben wir nicht nur uns, sondern vor allem ihnen gegenüber einer Verantwortung.

Hier sollten wir als role-model vorangehen und das Risiko eines Rosenkrieg dringlichst vermeiden!
Ein Ehevertrag kann vor der Hochzeit, aber auch noch während der Ehe abgeschlossen werden.

Als Juristin kann ich euch nur empfehlen: Je früher desto besser!
In diesem Sinne: lasst uns miteinander REDEN!

Zurück
Zurück

Sind wir wirklich emanzipiert?

Weiter
Weiter

Let’s talk about … JULE!